Corona hat unser Familienleben, mein Leben nachhaltig und dauerhaft verändert. Den nicht enden wollenden Lock-Down im zurückliegenden Jahr nehme ich zum Anlass einmal innezuhalten und zu reflektieren. Wie geht es uns? Wie geht es mir? Wie haben wir das letzte Jahr wahrgenommen?…
Mitte März 2019 – ich hielt gerade ein Training – rief mich mein Mann an. Er würde jetzt sofort losfahren und unsere große Tochter, die im Internat lebt, abholen. Das Internat hatte den Schulbetrieb bis zu den Osterferien eingestellt und auch alle anderen Aktivitäten.
Wir lernten das Wort „Lock-Down“
Wir freuten uns riesig darüber, „unsere Große“ so unverhofft und so lange wiederzusehen. Endlich mal wieder Familienzeit. Alle zusammen. Es war wunderschön.
Das Wetter passte. Wir genossen die gemeinsame Zeit sehr. Dinge, die sonst im alltäglichen Rauschen untergegangen sind, waren auf einmal etwas Besonderes. Zum Beispiel Mahlzeiten in Ruhe einnehmen zu können. Gemeinsam einfach mal eine Runde zusammen mit dem Hund spazieren gehen…Einfach mal Zeit haben. Für uns. Sowas banales und doch ein riesiges Geschenk!
Es fühlte sich an, wie von 120km/h auf Schrittgeschwindigkeit gedrosselt zu werden.
Kein Müssen mehr. Keine Termine.
So fühlt sich Entschleunigung an…
Ich entdeckte Online-Meeting-Portale um mit meiner Familie, meinen Freunden und Kollegen in Kontakt zu bleiben. Ich war vor Corona ein überzeugter analoger Mensch. Selbst meine Trainings habe ich – bis auf wenige Ausnahmen – immer analog gehalten. Darauf war ich stolz. Nun entdeckte ich, dass es Vorteile hat digital zu sein. Ich habe mich mit Menschen ausgetauscht, mit denen es in der Vergangenheit sehr schwer war, gemeinsame Termine zu finden oder es lagen einfach zu viele Kilometer zwischen uns, für „mal eben“ treffen.
Jetzt, heute, ein Jahr nach dem ersten Lock-Down, ist dieser virtuelle Raum zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Dieses digitale Medium sorgt dafür, dass sehr vieles im Berufs- und Privatleben weiterlaufen kann wie gewohnt. Mein Mann jedenfalls hat heute nicht mehr oder weniger Meetings am Tag als vor Corona. Ob das effizient ist, steht auf einem anderen Blatt…
Zu Beginn des Jahres 2019 habe ich begonnen mich mit Achtsamkeit auseinanderzusetzen. Was bedeutet das für mich? Wie kann ich sie leben? Vor Corona dachte ich: Wie soll das jetzt auch noch on top in mein Leben passen? Ist in meinem Leben überhaupt Platz für Achtsamkeit?
Corona hat mir gezeigt wie es gehen kann. Es ist ganz einfach. Einfach anhalten. Stillstehen. Atmen. Wahrnehmen was ist.
Mein Mann und ich sind so häufig wie niemals zuvor gemeinsam mit unserem Hund spazieren gegangen. Soviel wunderbare Natur um uns! Wir haben es nur nicht gesehen. Nicht gehört. Nicht gespürt.
So fühlt sich Achtsamkeit an…
Gestern kam in den Nachrichten ein Beitrag mit dem Titel „Eine Ode an den Spaziergang“.
Weil ja nichts anderes mehr bleibt, wenn alle Freizeitstätten geschlossen sind. Dann halten uns auch keine Schneeberge oder eiskalter Wind davon ab vor die Tür zu gehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wir haben den Drang uns zu bewegen und unsere Vier-Wände, wenn auch nur für eine Stunde, zu verlassen.
Jeder Trend hat auch einen Gegentrend…
Die Digitalisierung erinnert uns wieder an eine sehr reduzierte und natürliche Form der Bewegung. Das Gehen. Das Spazierengehen. Den Müßiggang.
Mich hat das vergangene Jahr gelehrt wie sich Achtsamkeit und Wertschätzung anfühlt. Einige Worte – wie zum Beispiel Digitalisierung – haben ihren Schrecken verloren. Andere – wie Familie oder Gemeinschaft – haben eine neue Bedeutung bekommen.
Ich hoffe das wir global und nachhaltig aus dieser Zeit lernen für unsere Umwelt, für nachkommende Generationen, für unser Arbeitsleben und – last but not least – für uns.
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